Unnatürlich oder ungewohnt

von Gerhard Rothhaupt

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Unnatürlich oder ungewohnt?

Unsere Art zu sprechen und miteinander umzugehen, haben wir über viele Jahrzehnte gelernt und eingeübt. Sie erscheint uns nur allzu natürlich. Wenn wir beginnen, eine andere Sicht auf die Welt einzunehmen, zum Beispiel indem wir Gewaltfreie Kommunikation lernen, ändert sich automatisch auch unsere Sprache. Denn Sprache ist immer auch ein Abbild unserer inneren Welt. Eine andere Art zu sprechen, erscheint uns oft gestelzt, ungewohnt – unnatürlich. In Wirklichkeit ist sie aber erst mal nur ungewohnt. Wir kennen dies vom Fremdsprachenlernen. Chinesisch ist für uns ausgesprochen ungewohnt, für Chinesen aber die natürlichste Sache der Welt. Wenn wir etwas Neues lernen wollen, neue Wege gehen wollen, dann bleibt uns diese Phase des Ungewohnten und Hölzernen selten erspart. Dabei vergessen wir dann allzu leicht, dass auch schon dieses Hölzerne unsere Möglichkeiten erweitert. Oder ist es etwa nicht wunderbar, wenn man im Urlaubsland, die ersten Fragen versteht und einige Brocken zu Unterhaltung beitragen kann.

 

Das gleiche Muster finden wir übrigens in der Diskussion, darum, ob Kriege nun zur Natur des Menschen dazugehören oder nicht. Sieht man sich die letzten Jahrtausende unserer Geschichte an, so kann man leicht zu dem Schluss kommen, dass Kriege etwas “Natürliches” sind. William Ury zeigt in seinem Buch “The Third Side” sehr eindrucksvoll, dass Vieles dafür spricht, dass wir uns nur daran gewöhnt haben. Er weist nach, dass es für den größten Teil unserer Menschheitsgeschichte keine Hinweise für die Existenz von Kriegen gibt.

Die Unterscheidung “ungewohnt und unnatürlich” ist im Konzept der Gewaltfreien Kommunikation eine Schlüsselunterscheidung. Diese dienen dazu, wesentliche Schlüssel zu einer lebensdienlicheren Weltsicht kurz und prägnant herauszuarbeiten. Mehr zum Thema Schlüsselunterscheidungen finden Sie unter dem gleichnamigen Schlagwort

geschrieben am 11. Januar 2013 von Gerhard Rothhaupt

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Meine Erfahrung ist, dass sich die Sprache die Poesie “herausnimmt”, die sie braucht, um das auszudrücken, was ausgedrückt werden will.
J.E. Behrendt: Es gibt keinen Weg nur Gehen, Verlag 2001, Frankfurt 1999, S. 14

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